Die digitale Welt: Ihr Einfluss auf unsere Wahrnehmung und unser Denken
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Textprobe:
Kapitel 2.4. Neue Medien - neue Metaphern
Die Frage ist, ob solch ein gemeinsamer Blick aus diesem Boot heraus letztendlich das Internet (bzw. folgende technologische Neuerungen) auch zum gemeinsamen Leitmedium werden lässt, das dann wie ein Leuchtturm den weiteren Kurs vorgibt oder ob Teile der Crew, in ihrem Bestreben den Kurs zu korrigieren, sozusagen die Rettungsboote bemannen und anderen Datenströmen folgend entsprechend auch andere Blickwinkel einnehmen und somit wiederum jeweils andere Arten von Klippen am Fuße des Leuchtturms ausmachen, die es gilt zu umschiffen und vor denen zu optimistische Netz-Navigatoren gewarnt werden müssen, um nicht im dort aufgespannten (Daten-)Netz hängenzubleiben oder gar als Schiffbrüchige von der Informationsflut hinaus in die Weiten des Datenmeers gespült oder, schlimmer noch, in die berüchtigten digitalen Killer-Spiele der Cyberpiraten verwickelt und Opfer der Content-Mafia zu werden. Vor allem im Web der 1990er Jahre wurde die Metaphorik des Wassers und der Nautik herangezogen, um das digitale Neuland (Tapscott, 1996:13) zu beschreiben, dass z.B. mit dem mittlerweile veralteten Web Browser Netscape Navigator (in Anlehnung an sea-scape, engl. für Seenlandschaft) angesteuert werden konnte. Metaphern sind nicht nur ein künstlerisches Mittel der poetischen Imagination und rhetorischer Gesten, wie Johnson und Lakoff (2011:11ff.) nahelegen, sondern sie durchdringen unser Leben und nehmen Einfluss auf unser alltägliches Konzeptsystem, das sowohl unser Handeln als auch Denken strukturiert. Metaphorische Übertragungen erlauben uns, aus einfachen, sinnlich wahrnehmbaren Erfahrungen auf komplexe, abstrakte Erfahrungsbereiche zu schließen und sind demnach auch kulturell beeinflusste kognitive Konzepte, mit denen die Erfahrungswelt strukturiert, interpretiert und kommuniziert wird, und die handlungsleitend wirken. (vgl. ebd.)
2.4.1. Neues im Gewand des Alten
Durch Metaphern können wir eine Sache oder einen Vorgang in Begriffen einer anderen Sache beziehungsweise eines anderen Vorgangs verstehen und erfahren, schreiben Johnson et al. (2011:13), oder wie MacCormac (1985:5) es formuliert: Metaphors are creative cognitive processes that express new insights by juxtaposing concepts not normally associated. Diese kreative Gegenüberstellung von bekannt und unbekannt wird deutlich in der Bemerkung des Psychologen David Rumelhart, der darauf hinweist, dass die Inspiration für unsere Theorien und unser Verständnis für abstrakte Phänomene immer auf Erfahrungen mit Technologien der jeweiligen Zeit beruhen, wie z.B. bei Aristoteles mit seinem Waxtafel-Modell des Denkens; bei Leibnitz mit seiner Vorstellung vom Universum als Uhrwerk; bei Freud mit seinem hydraulischen Libido-Modell oder dem Vergleich des menschlichen Gehirns mit einem telephone switchboard (vgl. Rumelhart In: Thagard, 2000:133). In den 1960er Jahren war es dann der digitale Computer, der als informationsverarbeitendes System der Vorstellung vom Gehirn am nächsten kam. Auch der amerikanische Philosoph John Searle verweist in Minds, brains, and science auf die Abhängigkeit dieser Metaphern von Zeit, dem Stand der Technik und der Wissenschaft: I was amused to see that Sherrington, the great british neuroscientist, thought that the brain worked like a telegraph system. Leibnitz compared it to a mill [...] At present, obviously, the metaphor is the digital computer, schreibt Searle (1984:44). Abstrakte Phänomene können auch durch einen Vergleich mit der Natur veranschaulicht werden, wobei jedoch auch hier vieles erst durch technologische Innovationen in das menschliche Blickfeld geraten ist. Die Vorstellung, dass sich z.B. Computer, ähnlich wie Menschen, einen Virus einfangen können, veranschaulicht selbst einem Computer-Laien die Schadfunktionen und Mechanismen der Verbreitung jener Computerprogramme, die Veränderungen an Bauteilen, Betriebssystem oder Software vornehmen können
Autor: | Bärmich, Jörg |
Nakladatel: | Diplomica |
Rok vydání: | 2018 |
Jazyk : | Němčina |
Vazba: | Paperback / softback |
Počet stran: | 76 |
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